Während ein preiswertes, raffiniertes Speiseöl neutral schmeckt und keine besonderen Aromen aufweist, lässt sich hochklassiges Olivenöl Virgen extra mit seinen vielfältigen Geschmacksnoten in unterschiedliche Fruchtigkeitsgrade einteilen. Dazu müssen sie zunächst einmal wissen, dass ein hochwertiges Olivenöl immer fruchtig, also immer nach Oliven schmeckt.
Wie stark jedoch dieser Fruchtgeschmack ausgeprägt ist, lässt sich sowohl durch die Olivensorte, wie auch durch den Erntezeitpunkt bestimmen. Denn der Fruchtgeschmack der Olive durchläuft während ihrer Reife unterschiedliche Geschmacksnuancen. Dabei gilt im Wesentlichen: Je reifer die Frucht, umso milder ihr Geschmack und umgekehrt: Je unreifer die Olive, umso schärfer und bitterer ist ihr Aroma. Offiziell wird in drei Geschmacksrichtungen unterteilt:
Olivenöl Virgen extra leicht fruchtig
Weil während der Reife der Olive ihr Geschmack immer sanfter und milder wird, lässt sich aus vollreifen Oliven immer nur ein leicht fruchtiges Olivenöl gewinnen. Das heißt, ganz unabhängig von der Olivensorte besitzt Öl, das aus schwarzen ausgereiften Früchten gepresst wurde, wenig Schärfe und kaum Bitterstoffe. Selbst der typische Olivengeschmack tritt weniger dominant zutage.
Während sich im Laufe des Reifeprozesses der Vitamingehalt in der Olive verringert, nimmt der Gehalt an Kalzium, Eisen und Zink zu. Das bedeutet, auch ein leicht fruchtiges Olivenöl Virgen extra, das aus den vollständig ausgereiften Früchten des Ölbaumes gewonnen wurde, enthält zwar weniger Vitamine, aber mehr Mineralstoffe.
Weil aber der Gehalt an gesundem Oleocanthal eines Olivenöls aus reifen Früchten wesentlich niedriger ist, als beim Olivenöl aus unreifen Oliven, wird das leicht fruchtige Olivenöl manchmal generell als minderwertiger betrachtet. Diese Behauptung ist jedoch nicht richtig, denn es gibt auch Olivensorten, die bereits in unreifem Zustand milder schmecken.
Bekannt für ihr leicht fruchtig schmeckendes, antioxidantien-reiches, gesundes Olivenöl Virgen extra sind die spanische Arbequina-Olive, die Picudo-Olive und die Empeltre-Olive. Öle, die aus diesen Sorten gewonnen werden, finden bei Liebhabern des leicht fruchtigen Olivenöls großen Anklang. Sie eignen sich besonders zu folgenden Gerichten:
- Gebratenem Süßwasserfisch
- Gedämpftem Fisch
- Leichtem Gemüse
- Salat
- Snacks
- Pesto
- Hellen Soßen
Olivenöl Virgen mittelfruchtig
Um ein mittelfruchtiges Olivenöl Virgen extra zu gewinnen, werden die Oliven weder in unreifem Zustand, noch vollausgereift geerntet. Weil die Früchte genau zum Farbwechsel von Grün zu Gelblich vom Baum gestreift werden sollten, muss der Erntezeitpunkt sehr exakt abgepasst werden. Eine zweite Möglichkeit, mittelfruchtiges Olivenöl herzustellen, besteht in der Verarbeitung der grünen, spanischen Cornicabra-Olive, die im unreifen Zustand ein mittelfruchtiges Olivenöl ergibt.
Das mittelfruchtige Olivenöl Virgen extra begeistert mit seiner herrlichen Aromavielfalt, die von leichten exotischen Fruchtnoten über den Geschmack nach heimischen Apfelsorten, bis hin zu Kräuteraromen reicht. Im Mundrachenraum macht sich bei den mittelfruchtigen Olivenölen am Gaumen und am Zungengrund eine leichte Bitterkeit bemerkbar. Im Abgang lässt sich im Rachen eine leichte Schärfe feststellen.
Mit mildfruchtigen Olivenölen Virgen extra lässt sich fast jedes Gericht um eine kleine Nuance verbessern. Die Öle werden sowohl von Kennern geschätzt, wie auch von Olivenöl-Neueinsteigern gemocht. Zu folgenden Speisen lassen sich die mittelfruchtigen Olivenöle wunderbar kombinieren:
- Salat
- Meeresfrüchten
- Süßwasserfisch
- Hellem Fleisch
- Teigwaren
- Marinaden
Olivenöl Virgen extra intensiv fruchtig
Üblicherweise wird das intensiv fruchtige Olivenöl Virgen extra aus unreifen, grünen oder mittelreifen Früchten hergestellt, die mit einem starken Aroma begeistern. Weil auch bei der Ernte der unreifen Oliven die Früchte bereits ihre normale Größe erreicht haben sollten, muss der Olivenbaum sehr genau beobachtet werden. Nur dann ist es möglich, den idealen Erntezeitpunkt für ein erstklassiges Olivenöl abzupassen.
Für ein intensiv fruchtiges Olivenöl sind in Spanien besonders die Hojiblanca-Olive und die Picual-Olive bekannt. Beide Sorten faszinieren selbst Olivenölkenner immer wieder mit ihrem reichhaltigen Aromaspektrum. Beim intensiv fruchtigen Olivenöl lassen sich sowohl Geschmacksnuancen nach frisch geschnittenem Gras oder nach grünen Bananen, wie auch Aromen von Tomatenblättern oder gar von schwarzem Pfeffer entdecken.
Im hinteren Mundraum macht sich beim Verzehr der intensiv fruchtigen Olivenöle Virgen extra am Zungengrund ein bitterer Geschmack breit. In der Kehle lassen sie beim Schlucken eine deutliche Schärfe erkennen. Daher ist der Olivenöl-Einsteiger oftmals mit einem intensiv fruchtigen Olivenöl überfordert. Der Kenner jedoch möchte in seiner Küche auf dieses Gourmet-Öl keineswegs verzichten.
Folgende Gerichte lassen sich mit dem intensiven Fruchtgeschmack von Olivenöl verfeinern:
- Rotes Fleisch
- Gebratener Meeresfisch
- Gegrillter Meeresfisch
- Kalte Desserts
- Käse
- Antipasti
- Dips
- Frisches Brot
Welcher Fruchtigkeitsgrad ist am gesündesten?
Um es gleich vorwegzunehmen: Wie gesund ein Olivenöl ist, lässt sich nicht daran festmachen, ob es leicht fruchtig, mittelfruchtig oder intensiv fruchtig schmeckt. Wichtig ist vielmehr, dass es sich um ein kaltgepresstes also hochwertiges Olivenöl der Klasse Virgen extra handelt, dessen Früchte im Idealfall aus biologischem Anbau stammen.
Olivenöl, das aus noch grünen oder gerade gelb werdenden Früchten gepresst wird, gilt allgemein als hochwertiger. Weil sich aber der Reifegrad der Oliven nicht an der Fruchtigkeitsstufe des Öls feststellen lässt, sondern auch von der Olivensorte abhängig ist, kann es nicht als Qualitätsfaktor gelten, ob das Öl leicht-, mittel- oder intensiv fruchtig schmeckt.
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